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Irischer Dialekt und Hilfsbereitschaft

Als ich am Tag meiner Abreise die Augen öffnete, wusste ich, dass wenn ich aufstehe, mich ein ganz neuer Lebensabschnitt erwartet. Sieben Monate fern von zuhause, fern von meiner Familie und meinen Freunden – aber genau das ist die Entscheidung, welche meine Lebenserfahrung steigern wird. Jedenfalls ergab ich mich nach erneutem 5-Minütigem-Dösen schliesslich dem Wecker und setze meine nackten Füsse auf den grausam kalten Holzboden. Bis anhin habe ich diese Entscheidung mindestens schon dreimal bereut, aber trotzdem finde ich, war es richtig. Das erste Mal, als ich meine Entscheidung ungeschehen machen wollte, war am Flughafen. Meine Familie hat mich dorthin begleitet und vor Ort warteten bereits drei Freundinnen auf mich. Als es ums Abschiednehmen ging, konnte ich meine Tränen schlussendlich nicht mehr zurückhalten und liess ihnen freien Lauf. Der Gedanke: „Wieso tust du dir das an?“, hing in der Dauerschleife. Völlig verheult und total traurig aber auch aufgeregt und erwartungsvoll stieg ich ca. eine Stunde darauf ins Flugzeug. Im Flugmodell sass ich in der allerletzten Reihe neben zwei älteren irischen Damen und meine Angst wurde langsam von meiner Vorfreude überrollt. Die Damen - sie mussten mein verheultes Gesicht gesehen haben - haben sich rührend um mich gekümmert und mich immer wieder nach meinem Wohlbefinden gefragt. Ihre kleinen netten Gesten, wie mir ein Taschentuch oder ihr Newspaper anzubieten, haben mich dann zu dem Gedanken geführt, dass es nicht so schlimm sein kann, wie ich es mir eben ausgemalt hatte.

Das zweite Mal war, als ich bereits gelandet war und meine beiden Koffer vom Förderband gehievt hatte. Mir war die Adresse bekannt und meine Hostmutter hatte mir vorab die Busnummer verraten. Trotzdem wusste ich nicht, wo sich die passende Busstation befindet. Ich führte meine Koffer also durch Mengen an Menschen und fand die Bushaltestelle trotzdem nicht. Schliesslich wurde mir das suchen zu dumm und ich bahnte mir einen Weg durch die Leute. Ich fand mich schliesslich beim Reisebüro wieder, wo mir ein Mann eine Antwort auf meine Frage gab. Jedoch war der irische Dialekt so stark ausgeprägt, dass ich noch einmal nachfragen musste, was er gesagt hatte. Obwohl das an und für sich nicht schlimm ist, war ich durch den ganzen Stress des Abschieds, schon wieder den Tränen nahe und wollte zurückfliegen.

Das dritte Mal, und bis jetzt auch das letzte Mal, dass ich meine Entscheidung bereut habe, war als ich bereits bei der Gastfamilie angekommen war. Meine Gastmutter hat mich freundlicherweise mit dem Auto an der Busstation abgeholt und mir mit dem Gepäck geholfen. Endlich im neuen Zuhause angekommen, hatte ich genug Zeit, mein Zimmer mit meinem Kram zu füllen. Doch als ich zum Nachtessen gerufen wurde und alle Familienmitglieder bereits am Tisch sassen, fühlte ich mich so unbehaglich, weil ich kein Wort verstand, was sie sagten. Naja, ein- bis zwei Wörter verstand ich schon, aber durch den Akzent hörte sich alles so fremd an und ich hatte das Gefühl, dass ich mich hier nie werde eingewöhnen können.Nun ja, knapp eine Woche nach meiner Ankunft, kann ich sagen, don’t worry, es ist nicht so schlimm wie am Anfang befürchtet.

Die Menschen hier sind freundlich, hilfsbereit und immer für ein kleines Spässchen zu haben. Ich habe in dieser kurzen Zeit gelernt, dass man einfach auf die Menschen zugehen muss, denn sie wollen dir nichts Böses. Als ich zum Beispiel das erste Mal den Bus nehmen musste, habe ich eine ältere Dame nach der Richtung gefragt. Schliesslich ist sie mir im ganzen Bus nicht von der Seite gewichen und hat mir mitgeteilt, wo ich aussteigen muss. Sie stand auf um mich durchzulassen, aber anstatt sich wieder zu setzten folgte sie mir nach draussen und führte mich zu einem Touristenshop, wo sie mir ein Ticket für den Bus bestellte, nur um sicher zu gehen, dass ich wieder nach Hause finde. Solche Gesten findet man hier oft und das ist extrem schön zu erleben. Momentan bin ich auf der Suche nach einer Bleibe für die Zeit nach meinem Sprachaufenthalt und somit ziemlich in Eile. Deshalb werde ich den Besuch im Guinness-Storehouse nur kurz erläutern: „ Es ist auf jeden Fall ein Besuch wert.“ (:

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