Rückblick 3 Monate Lyon
Diesen Sommer habe ich meine kaufmännische Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Eigentlich waren meine nächsten Schritte bereits geplant, doch der Coronavirus hat mir einen Strich durch die Rechnung ge- macht. Dank Recherchen stiess ich auf das Angebot der Akzent Sprachbildung in Zürich, die mir einen drei- monatigen Sprach- sowie Praktikumsaufenthalt in Lyon organisierten, der von Movetia finanziell unterstützt wurde. Am 6. September 2020 reiste ich mit dem Zug von St.Gallen nach Lyon. Angekommen in Lyon holte mich meine sehr liebe Gastmutter Annie am Bahnhof ab. Zusammen liefen wir zu ihrer zentralen Wohnung und ich konnte mein Zimmer beziehen und sie kennenlernen. Annie ist 61 Jahre alt, hat zwei erwachsene Kinder, bereits eine Enkelin und wuchs in Lyon auf. Seit ihr Sohn ausgezogen ist, vermietet sie ein Zimmer an Aus- tauschstudentinnen und -studenten. Wir verbrachten eine angenehme Zeit miteinander. Wir kochten viel, dis- kutierten jeden Abend und ich lernte unglaublich viel und schnell Französisch dank ihr.
Die ersten vier Wochen meines Aufenthalts besuchte ich einen Intensiv-Französischkurs in der Sprachschule Inflexyon. Infelxyon ist eine kleine und familiäre Sprachschule, die zum einen Sprachkurse auf Französisch für Austauschschülerinnen und -schüler anbieten, aber auch Französinnen und Franzosen in diversen anderen Sprachen wie Japanisch, Chinesisch, Koreanisch, Spanisch, Deutsch, usw. Kurse ermöglicht. Gleichzeitig sind sie ein offiziell anerkanntes Prüfungszentrum für die Sprachdiplome DELF/DALF und Sprachprüfungen TEF und TCF. Ihre Unterrichtsweise und Lernstrategie heben sich von anderen Sprachschulen, die ich bis jetzt besucht habe, ab. Durch den täglichen Lehrerwechsel profitiert man von verschiedenen Kontakten. Während den ersten vier Wochen war es in Lyon noch sehr sommerlich und dank den legeren Restriktionen gut möglich, etwas zu unternehmen. Zudem hatte ich nach den Lektionen am Nachmittag genügend Zeit etwas mit neukennengelernten Freunden zu unternehmen und die Stadt zu erkundigen. An den Wochenenden be- suchten wir Museen, gingen shoppen, tranken einen Kaffee in einem französischen Café oder gingen am Abend in ein traditionelles Bouchon essen.
Inflexyon gab mir die Möglichkeit, anschliessend während acht Wochen bei ihnen am Empfang ein Praktikum zu machen. Schnell schupsten sie mich ins kalte Wasser und ich musste die eingehenden Telefonate beant- worten. Meist riefen Personen an, die entweder einen Sprachaufenthalt machen wollten oder sie brauchten Informationen für eine der Sprachprüfungen, die Inflexyon anbietet. Es half mir vor allem am Anfang sehr, da ich wusste, mein Gegenüber spricht auch nicht perfekt Französisch und auch sie müssen sich anstrengen, um am Telefon zu kommunizieren. Doch bereits nach den ersten Wochen beherrschte ich die Gespräche sehr gut und es bereitete mir grosse Freude, Telefonkontakt auf Französisch zu haben. Weitere Aufgaben während meines Praktikums waren Mails beantworten und Übersetzungen sowie Anpassungen ihrer Webseite vorzu- nehmen. Als ich die Deutsche Version abgeschlossen hatte, konnte ich die bereits übersetzten Texte auf Japanisch in der Webseite einbetten und darstellen.
Circa nach den ersten sechs Wochen nahmen die Fallzahlen der positivgetesteten Personen in Frankreich wieder stark zu und die Regierung sprach erneut diverse Massnahmen aus. Begonnen hat es mit einem Cou- vre-Feu (Ausgangssperre) zwischen 21.00 und 06.00 Uhr. Da dies die Fälle nur minim senkte, wurde am 30. Oktober ein zweiter Lockdown ausgesprochen. Die Restaurants, Bars, Läden und Universitäten mussten wie- der schliessen und das Haus durfte nur noch mit einer gültigen «attestation» verlassen werden. Obwohl die Sprachschule Inflexyon als Universität registriert ist, konnte sie geöffnet bleiben und weiterhin die Schülerin- nen und Schüler empfangen. Da ich am Empfang arbeitete, erhielt ich eine Bestätigung der Schule, dass ich jeweils von Montag bis Freitag arbeiten darf. Das Verhältnis zwischen Annie und mir wurde erneut gestärkt, da wir am Wochenende nur noch eine Stunde im Umkreis von einem Kilometer aus dem Haus durften und den Rest zusammen in der Wohnung verbrachten. Gleichzeitig bereitete ich mich auf das DELF B2 vor, wel- ches ich Ende November dann auch mit Bravour und 81 von 100 möglichen Punkten bestanden habe.
Mitte November wurde Inflexyon von TV5monde angefragt, ob sie an einem Beitrag der Destination franco- phonie über die Situation der Sprachschulen in Frankreich interessiert wären. Da Inflexyon seit März nur noch wenige Schülerinnen und Schüler begrüssen konnten, sahen sie darin eine grosse Chance und willigten ein. Da ich bei einer Gastmutter wohnte, wurde ich angefragt, ob sie mich begleiten und wir gemeinsam zu Mittag essen könnten. Auch für mich war dies sehr spannend, da ich sehr gerne ein kleines Andenken an meine Französisch-Kenntnisse in Lyon haben wollte. Da Annie sich dagegen entschied, wurde eine zweite Gastfa- milie angefragt, die ich bereits durch einen Schulkollegen kennengelernt hatte. Diese Möglichkeit, ein Video für das Fernsehen zu drehen, war eine super Erfahrung. Gleichzeitig konnte ich ein letztes Mal die Familie Couturier sehen, da wir uns zu diesem Zeitpunkt bereits im zweiten Lockdown befanden und ich mich so noch von ihnen verabschieden konnte. Das Video kann hier angeschaut werden:https://www.tv5monde.com/emissions/episode/destination-francophonie-destination-france-2
Die vergangenen zwölf Wochen in Lyon waren für mich unglaublich wertvoll. Ich war auf mich gestellt, weg von meiner Familie und meinen Freunden, in einer Grossstadt und musste mit einer anderen Sprache kom- munizieren. Ich habe unglaublich viel gelernt, dank sehr tollen Menschen. Ich bedanke mich bei meiner Gas- mutter Annie, die immer für mich da war und mich viel über das Leben gelehrt hat, beim gesamten Team der Sprachschule Inflexyon, bei allen Lehrern, beim gesamten Administrations-Team, und bei allen neugewonnen Freundinnen und Freunden, die mir den Aufenthalt verschönert haben. Ich danke dem gesamten Team der Sprachschule für die Organisation meines Aufenthalts. Auch bedanke ich mich bei Sue Lüthi von Birkenvale für ihre Unterstützung während dem Aufenthalt in Lyon und bei Movetia für ihre finanzielle Unterstützung meines Aufenthalts.
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